Wie kommen Emailplastiken zustande?

Jesus begegnet den weinenden Frauen

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen

Als Untergrund wird jeweils Gold, Silber oder meist Kupfer benutzt, das mit einem klebrigen Gemisch von 2 Teilen Silizium, 2 Teilen Bleioxyd und einem Teil Natrium- beziehungsweise Kaliumkarbonat bestrichen und dann bei 800-850 Grad Celsius „angeschmolzen" wird. Durch weitere Schmelzverfahren mit Zusätzen von Metalloxyden erhält der bisherige farblose Untergrund seine eigentliche Färbung. Aber Vorsicht: Silber-, Eisen-, Kobalt- , Kupfer- und Zinnoxyd haben jeweils verschiedene Schmelztemperaturen und verlangen zum Teil mehrere Schichten, so daß bis zuletzt die Gefahr besteht, daß der letzte Glasfluß (in der Fachsprache) die mühevollen Vorarbeiten zunichte macht. Zuzüglich jetzt auch noch die besonderen Feinheiten von Zellenschmelz (émail cloisonné), Grubenschmelz (émail champlevé), Emailplastik (émail en ronde bosse) neben anderen - ohne praktische Vorführung - erklären zu wollen, wäre eine unverantwortliche Zumutung, um so mehr genügend Fachliteratur oben vermerkt ist. Darf ich abschließend verraten, daß ich in Kloster Neuburg bei Wien vor Jahren das meiner unmaßgeblichen Meinung nach schönste Emailensemble überhaupt gesehen habe? Die Emailplatten des Meisters Nicolas de Verdun vom Jahre 1181 ergeben ein Altarretabel von seltener Ausgeglichenheit und Leuchtkraft, so daß einem der Gedanke kommt, im Halbdunkel der streng behüteten Altarnische sei ein Stück Himmelsseligkeit festgehalten.

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